Asbestsanierung am S-Bahnhof Springpfuhl beschleunigen

Veröffentlicht von Enrico Bloch 2. Januar 2023

© A.Savin, WikiCommons

Angeregt durch den Bezirksverordneten Malte Höpfner setzt sich die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf für eine beschleunigte Asbestsanierung am S-Bahnhof Springpfuhl ein. Die Fraktion fordert einen unverzüglichen Abriss des Asbestdaches. Ein Ersatz des Daches hat umgehend im Anschluss an den Abriss zu erfolgen, um den Fahrgästen wieder einen Wetterschutz zur Verfügung zu stellen.

Für 2025 soll der Beginn der eigentlichen Planungen terminiert sein. Die eigentliche Asbestsanierung soll erst weit nach 2025 beginnen. Das Dach soll derzeit schon so marode sein, dass ein Betretungsverbot für Handwerker verhängt wurde.

Trotz allem geht das Bezirksamt unter falschen Annahmen davon aus, dass eine Gesundheitsbelastung für die Reisenden am Bahnhof nicht besteht.

Bei einer norwegischen Studie fanden sich nach fünfzig Jahren Verwitterung auf der Dachoberseite deutlich erkennbare, herausgewitterte Asbestfasern, Ervik et al. 2021: Ervik, T., Eriksen, S. & Graff, P., Mobilization of asbestos fibers by weathering of a corrugated asbestos cement roof, 2021. Die herausgewitterten Fasern sind meist nur noch schwach mit der Matrix verbunden und können entsprechend leicht durch Wind und Regenwasser mobilisiert werden, Spurny 1989: Spurny, K.R., On the release of asbestos fibers from weathered and corroded asbestos cement products, 1989; Krakowiak 2009: Krakowiak, E., Górny, R. L., Cembrzyńska, J., SąkolG., Boissier-Draghi, M. & Anczyk, Environmental exposure to airborne asbestos fibres in a highly urbanized city, 2009.

Anders als die Deutsche Bahn und das Bezirksamt meinen, soll es auch in unserem Bezirk schon einmal das Phänomen „Wind“ gegeben haben. Die Gefahr der Witterung beim Asbestdach wird durch die Deutsche Bahn und das Bezirksamt verharmlost, eine einzige Faser reicht aus um tödlichen Krebs zu verursachen.

Vollkommen unbeachtet ist das Problem des mit Asbestfasern belasteten Regenwassers. Dabei gibt es schon länger einige Hinweise, dass Asbestfasern beispielsweise im Trinkwasser das Risiko einer Krebserkrankung im Bereich des Verdauungssystems erhöhen können, wie Untersuchungen an Leuchtturmwärtern gezeigt haben. Hier wurde das Trinkwasser über Asbestzementdächer aufgefangen [Andersen et al. 1993][Kjærheim et al. 2005]. Eine der weniger bekannten Verwendungen von Asbest lag in der Herstellung alkoholischer Getränke wie zum Beispiel Bier [Hornsey 2003]. Vor der Abfüllung in Flaschen mussten die betreffenden Getränke sehr häufig von Sediment, Trübstoffen und Mikroorganismen befreit werden, denn das Auge trinkt ja bekanntlich mit.

Wohin fließt eigentlich das mit Asbestfasern belastete Regenwasser? Sind unsere Klärwerke auf Asbestfasern vorbereitet?

Diese offenen Fragen stellen lebensgefährdende Risiken dar, die Asbestsanierung darf und kann nicht mehr aufgeschoben werden. Insbesondere ein Aufschieben um Jahre stellt eine leichtfertige, grobfahrlässige Gesundheitsgefährdung dar.

Schlagwörter:  Asbest Gesundheit Malte Höpfner S-Bahn Sanierung Springpfuhl