„Der Wert der Arbeit ist obszön in Schieflage geraten“

Veröffentlicht von Enrico Bloch 20. September 2020

Im September 2021 wird die nächste Bundestagswahl stattfinden. Allmählich beginnen daher die Parteien ihre Kandidat*innen auszuwählen und Wahllisten für die zu vergebenden Bundestagsmandate zu erstellen. Der Königsweg dabei ist traditionell der Kampf um das Direktmandat eines jeden Wahlkreises.

Auch in der SPD Marzahn-Hellersdorf haben die Vorstellungsrunden der Kandidat*innen begonnen. Dort im Wahlkreis bewirbt sich der jetzige Vorsitzende der Abteilung Alt-Marzahn Enrico Bloch als Kandidat um das Direktmandat der SPD. Manfred Bleschinski, altgedientes SPD-Mitglied, langjähriger Abteilungsvorsitzender und bestens im Kreis vernetzt, nahm dies und das sonnige Wetter zum Anlass, eine interessierte Gruppe Bürger*innen in seinen Schrebergarten einzuladen.

Enrico Bloch im Gespräch

Zu den Gästen gehörten Prof. em. Klaus Steinitz, Klaus Cuppel (Polizist i.R.), Harry Gröger ehemaliger (Lehrer i.R.), Dipl. oec. Christel Benecke, Lukas Schulze Bank Analyst, Markus Schulze, Lehrer in der Weiterbildung, Alex Bittner (Zimmermann), Juliane Mitzschke (Verwaltungsfachangestellte im Gesundheitswesen), Marion Brettin (Industriekauffrau). Im Rahmen der von Enrico Bloch initiierten Gesprächsreihe „Alt Marzahner Gespräche“, die aus der Alt Marzahner Post hervorgingen, sollte über politisches Anliegen der Bürger*innen diskutiert werden. Enrico Bloch stand hierbei den Teilnehmer*innen Rede und Antwort. Der Herausgeber und Chefredakteur der Alt Marzahner Post (Berichte aus dem Bezirk und von Veranstaltungen mit SPD Beteiligung) war der im letzten Jahr verstorbene und langjährige Abteilungsvorsitzende der Abteilung Alt-Marzahn Ulrich Brettin, der über Parteigrenzen größten Respekt genoss. Er war langjähriger Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung. Mit der Gesprächsreihe „Alt Marzahner Gespräche“ die künftig regelmäßig und auch über Parteigrenzen hinweg stattfinden werden, soll auch dem Andenken von Ulrich Brettin und seiner Arbeit gedacht werden. Deshalb wurde zum Auftakt der Gesprächsreihe auch seine Witwe Marion Brettin eingeladen. Enrico Bloch fand in ihrem Beisein die richtigen Worte und überreichte ihr einen Blumenstrauß.

Dann ging es in lockerer Runde bei Kaffee und Snacks los. Die Anwesenden hatten die Möglichkeit den Kandidaten Enrico Bloch und seine politischen Ansichten persönlich kennenzulernen.

Unter der professionellen Moderation von Lukas Schulze konnten die Teilnehmer*innen Fragen stellen, die Enrico Bloch beantwortete. Und der Kandidat wurde nicht geschont. Gleich die erste Frage zielte auf eins der Berliner Reizthemen ab: Zunehmend unerschwingliche Mieten für junge Berufsanfänger, die trotz Gehaltes entweder mit mehrmonatiger Wohnungssuche konfrontiert sind oder einen beträchtlichen Teil ihres Gehalts für die Miete ausgeben müssen. Enrico Bloch setzt auf stärkere und vor allem schnellere Investitionen in sozialen Wohnungsbau. Dabei, so der SPD-Kandidat, sollen aber nicht nur WBS-Wohnungen, sondern ganz gezielt Wohnungen für Berufseinsteiger und Menschen mit niedrigem Gehalt gebaut werden. Anstatt ganze Straßenzüge von Stardesignern entwerfen zu lassen, will Bloch den genossenschaftlichen Wohnungsbau nach dem „Wiener Modell“ weitaus stärker fördern als bisher.

Doch das große Thema der Runde war die Unverhältnismäßigkeit zwischen abgeschlossener Berufsausbildung und Entlohnung als Berufeinsteiger*in oder -anfänger*in. In vielen Berufen, so ein Teilnehmer der Runde, gebe es mittlerweile einen Realitätsverlust zwischen Entlohnung und tatsächlichem, guten Auskommen seitens der Arbeitgeber. Und das sei nicht nur beispielsweise in den Pflegeberufen, sondern in sehr vielen, sogenannten „systemrelevanten“ Berufen zu beobachten. Enrico Bloch erläuterte dazu einen seiner politischen Schwerpunkte, der „Wert der Arbeit“. Dieser sei heutzutage nicht mehr zu erkennen, unklar oder höchst willkürlich. Enrico Bloch will mit einer echten, kontinuierlichen Umverteilung dagegenhalten. So gebe es gerade bei der Erhöhung des Spitzensteuersatzes mittlerweile reichlich Spielraum nach oben. „Deutschland ist ein reiches Land, den Menschen geht es überdurchschnittlich gut. Viele DAX-Konzerne und Firmenchefs haben in den letzten Jahren ihre Aktionäre und Bankkonten dank des starken Wirtschaftsaufschwungs und der kontinuierlichen deutschen Wirtschaftskraft stark gemacht“ so Enrico Bloch. „Ohne dabei befürchten zu müssen, sonderlich viel an den Staat zurückzugeben. Aber die soziale Ungleichheit in Deutschland existiert trotzdem weiterhin. Es ist längst überfällig, in Deutschland erwirtschaftete Spitzengehälter und Dividenden wieder stärker in die Verantwortung zu nehmen und zu besteuern.“ Doch auch von staatlicher Seite sieht Enrico Bloch ein zu zögerliches Verhalten, insbesondere bei den Investitionen. Vor allem junge Eltern und Familien müsse viel stärker unter die Arme gegriffen werden als bisher. Aber auch bei der steuerlichen Belastung unterer und mittlerer Einkommen müsse der Staat für Entgegenkommen und steuerliche Erleichterungen sorgen.

Auch beim Thema Bildung will der Kandidat einige Verbesserungen erreichen. „ich halte es für absolut notwendig, dass es für alle Kinder ab dem 4. Lebensjahr einen verbindlichen und kostenlosen Kita- oder Kindergarten-Besuch geben muss. Für die Kinder muss es mindestens eine warme Mahlzeit geben, außerdem müssen Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Und zwar kostenlos. Nur so können wir perspektivisch allen Kindern die gleichen Chancen einräumen und von Kindesbeinen an eine echte Integration sicherstellen.“ Wenn man über Parallelgesellschaften und kriminelle Clan-Strukturen spreche, so Enrico Bloch, komme man nicht umhin, bei den Jüngsten anzufangen, um soziale Isolation und zukünftige kriminelle Strukturen zu vermeiden.

Insgesamt vier Stunden diskutierte Enrico Bloch mit den Gästen. Aus den Fragen entstanden gute Diskussionen; nicht immer war man sich einer Meinung. Aber das, so Enrico Bloch, sei unvermeidlich und auch gewünscht: „Mir ist wichtig, zuzuhören und andere Standpunkte zu verstehen. Ich will ein Abgeordneter zum Anfassen und Ansprechen sein. Ich will den Bürgerinnen und Bürgern von Marzahn-Hellersdorf sichtbar sein. Und ich bin natürlich auch politisch kritikfähig und nehme diese Kritik dann auch an. Absolute Standpunkte gibt es in der Politik nicht.“

Die Teilnehmer*innen selbst waren zufrieden: Der Kandidat vermittle enormen inhaltlichen Sachverstand und drischt keine Phrasen. Er ist authentisch, außerdem hat er klare Vorstellungen und Ziele. „Du hast mir heute ein wenig meinen Glauben an die Sozialdemokratie zurückgegeben“ war eins der Schlusswörter der Runde. Und Manfred Bleschinski ermunterte die Runde abschließend: „Enrico Bloch muss unser SPD-Kandidat für das Direktmandat des Wahlkreises Marzahn-Hellersdorf sein!“

Text: Ludwig Rubenbauer

Foto : Markus Schulze